Donnerstag, 15. Juli 2010












Hier ist der Text den ich auf neon.de veröffentlich und im letzten Post bereits angekündigt habe... ich hoffe er gefällt :)


Fast schon Wochenende, es ist so nah dass ich es riechen kann, aber noch ist es nicht so weit. Anja ruft mich an und lädt mich zu sich ein „Ich hab ein neues Spiel für die Konsole und ´ne Flasche Asti, Lust?“ Klar hab ich Lust, vor allem nach diesem stressigen Tag im Büro. Gut dass Anja nur eine Straße weiter wohnt und ich in 5 Minuten bei ihr sein kann. Ich hübsche mich nicht großartig auf, kämme mir die Haare und binde sie zusammen, unter Mädels ist das schon ok. In diesem Aufzug würde ich weder zum Supermarkt, noch zum Arzt gehen, aber solche spontanen Abende sind normalerweise zum gammeln da, das weiß ich.

10 Minuten nach ihrem Anruf stehe ich vor ihrer Tür. „Du hast dich heute ja gar nicht so schick gemacht wie sonst, bist ja jetzt ganz schön früh dran!“ Ich bin etwas überrascht über ihre Reaktion und frage „Wieso, ist das heute schlimm? Hast du noch was vor, kommt die Queen?“ „Nein, aber ich habe heute mit Manuel gesprochen. Ich habe ihn auch eingeladen, vielleicht kommt er später auch mal kurz vorbei, ist aber nicht sicher.“

Manuel. Manuel, den ich schon seit 5 Jahren kenne und mit dem ich seit zweieinhalb Jahren in derselben Berufsschulklasse bin. Manuel, der vor 5 Jahren Anjas bester Freund war, mit dem aber leider der Kontakt abbrach weil seine damalige Freundin so unglaublich eifersüchtig war und nicht wollte dass sie sich weiterhin treffen. Manuel, mit dem sich Anja letztes Wochenende zum essen getroffen hat da er und seine eifersüchtige Freundin sich vor ein paar Monaten getrennt hatten und er jemanden zum reden brauchte. Dieser Manuel sollte heute Abend auch kommen. Ok. Gut. Ich sehe aus wie ein Supertrottel.

Schnell renne ich ins Bad und versuche zu retten, was zu retten ist. Hätte ich mir doch bloß die Haare heute Morgen gewaschen, dann hätte ich jetzt nicht so wahnsinnige Probleme sie zu bändigen. Es hilft alles nichts, die Pferdefrisur muss bleiben. Hätten Anja und ich die gleiche Kleidergröße, würde ich mir etwas von ihr zum Anziehen leihen, mein graues Woll – shirt auf dem schwarze und rote Flecken im „Giraffenstyle“ angeordnet sind, sieht aus, als hinge es normalerweise in Omas Kleiderschrank. Hilfe. Aber warum mache ich mir solchen Stress? Ich weiß es selbst nicht so genau.

Komischerweise bin ich aufgeregt. Warum eigentlich? Ich sehe ihn jeden Mittwoch in der Schule, dann bin ich doch auch nicht aufgeregt. Aber in der Schule habe ich auch nichts mit ihm zu tun. Jedenfalls nicht privat. Doch jetzt ist es eine ganz seltsame Situation. Wir kennen uns eigentlich schon so lange, doch irgendwie auch überhaupt nicht und sind uns völlig fremd. Ich kann mich nicht daran erinnern dass wir jemals ein privates Gespräch geführt hätten. Obwohl in den letzten 5 Jahren doch so viel Zeit dafür gewesen wäre. Doch jetzt kommt er in die kleine 2 Zimmer-Wohnung von Anja, in der es auch keine Möglichkeiten gibt sich aus dem Weg zu gehen, wenn man das denn gewollt hätte.

Anja legt das Karaoke-Spiel ein und drückt mir ein Mikrophon in die rechte Hand. In der anderen halte ich mein erstes Glas Asti, das hilft ein wenig gegen die Aufregung. Gegen diese unerklärliche Aufregung die mich ganz wahnsinnig macht. Die Anfangsmelodie des ersten Liedes ertönt und zeitgleich klingelt es an der Tür. Er ist schon da. Mein Herz klopft. Warum nur? Ich fühle mich wie ein kleines 14-jähriges Mädchen das gleich ihren „großen Schwarm“ auf einer Party treffen soll. Mehl, reiß dich ein bisschen zusammen, bitte! Anja öffnet die Tür und du kommst rein. Du siehst richtig gut aus in deinem dunkelblauen enganliegendem Hemd, wirklich schick, wodurch mir leider nur wieder allzu bewusst wird, wie ungestylt ich heute durchs Leben gehe. Hätte ich das doch bloß mal vorher gewusst…

Du umarmst Anja zur Begrüßung. Es ist dir anzumerken dass du überrascht bist mich hier zu sehen, kommst auf mich zu und umarmst auch mich. Ich finde es ein wenig komisch, da wir uns in der Schule eigentlich eher aus dem Weg gehen, wenn auch unbewusst, und nur mal ein paar Sätze miteinander wechseln wenn wir zusammen Tafeldienst haben. Und nun hast du mich im Arm. Die Umarmung ist zu lang um sie als unbedeutend zu bezeichnen. Irgendetwas ist da. Ich kann nicht definieren was es ist. Wir setzen uns auf die Couch, Karaoke ist bereits vergessen, ich kann vor dir keine Lieder trällern, nein, wirklich nicht.

Ich schenke mir mein zweites Glas Asti ein, bin heute gut dabei. Aber heute brauche ich das auch, sonst bin ich ein einziges Nervenbündel. Warum auch immer. „Ich geh mal kurz eine rauchen, ich kann euch ja bestimmt mal ein paar Minuten allein lassen, hihi“ Oh wie gerne ich jetzt auch Raucherin wäre. Anja verschwindet in der Küche und lässt uns im Wohnzimmer alleine zurück. Stille. „Willst du nicht mal ein bisschen was für mich singen?“ frage ich grinsend, dir ein Mikrophon entgegenhaltend, um der Stille zu entkommen. „Nein, lieber nicht, dazu fehlt mir gerade der nötige Alkoholpegel.“ Eigentlich bist du wirklich charmant (auch wenn das nicht zu deiner eben geäußerten Aussage passt), warum ist mir das nie aufgefallen? Wir unterhalten uns ein wenig über dies und jenes und ich nippe immer wieder an meinem Glas Sekt. Ich bin gar nicht mehr aufgeregt, dafür ist die Stimmung mit dir schon zu locker. Anja bleibt noch etwas länger in der Küche um zu telefonieren, aber das macht uns nichts aus, wir haben unseren Spaß, auch zu zweit. Eigentlich bist du für mich wie ein Fremder, obwohl wir uns bereits seit 5 Jahren kennen, nur leider habe ich dich in dieser Zeit nie in meinem Leben gespürt. Wir lachen viel miteinander und verstehen uns einfach gut. Irgendetwas passiert hier gerade.

Wir planen für das Wochenende mal etwas zusammen zu unternehmen ( „am Wochenende machen wir mal ´nen Schoppe zusammen“ ), mit Anja und einer anderen Freundin und ihrem Freund. Nachdem du mich nach Hause gefahren hast, fühle ich mich ganz merkwürdig, was ist bloß los mit mir? Das Gefühl ist mir so fremd und ich bin irgendwie glücklich. Es war ein lustiger Abend mit dir und ich freue mich schon auf Samstag und unsere Clubtour.

Endlich ist es so weit, endlich Samstag. Es kam mir vor wie eine halbe Ewigkeit, kann mir nicht erklären warum mir das so wichtig ist, es ist ein ganz normales Wochenende. Ich habe das Bedürfnis mir für heute Abend was schickes zum Anziehen zu kaufen, schnappe mir Anja und fahre mit ihr in die Stadt. Nach gefühlten 5 und tatsächlichen 3 Stunden sind wir beide fündig geworden und haben unsere Outfits für den Abend zusammen. Die Party kann kommen.
Gegen halb zehn versammeln wir uns alle in Anjas Wohnung, um mit dem Bus um zehn Uhr Richtung Stadt zu fahren. Ich fühle mich gut weil ich gut aussehe, obwohl ich nicht so genau weiß warum mir das heute so wichtig ist und ich sogar extra shoppen gehen muss um mich neu einzukleiden. Liegt es an dir? Ich weiß es nicht. Aber ich scheine dir heute Abend zu gefallen, du siehst mich immer wieder an und lächelst mir zu während wir in diesem Cafe sitzen. Ich fühle mich gut und das liegt an dir. An dir, dem schönen Fremden den ich schon seit so vielen Jahren kenne und eigentlich doch gar nicht. Es freut mich zu wissen, dass wir den Abend heute zusammen verbringen und Spaß haben werden.

Nun sind wir im Club. Ich tanze ausgelassen mit meinen Freundinnen und habe Spaß. Ich merke dass du mich dabei beobachtest, aber es stört mich nicht. Der Abend ist schön, ich war lange nicht mehr tanzen und koste das heute Abend mal richtig aus. Die anderen brauchen mal wieder ihre Raucherpause und gehen nach draußen. Wir bleiben auf der Tanzfläche und unsere Körper nähern sich einander. Langsam, aber sicher. Wir tanzen den ganzen restlichen Abend miteinander und ich vergesse alles um mich herum. Die Zeit vergeht wie im Fluge und es fühlt sich an als seien wir die einzigen im Club. Es fühlt sich gut an. Ich spüre dass du dich von mir angezogen fühlst und mir geht es mit dir dabei nicht anders.

Ich weiß nicht wie es passiert ist, du musst den ersten Schritt gemacht haben, aber plötzlich berühren sich unsere Lippen und verschmelzen zu einem intensiven, leidenschaftlichem Kuss. Normalerweise mache ich das gar nicht, nein, wirklich nicht, jemanden küssen den ich eigentlich kaum kenne. Aber es fühlt sich richtig an, es fühlt sich an wie etwas echtes. Es ist als würde ich schweben, über den Köpfen der anderen Partygäste, mit dir. Der Kuss soll nie enden, der Moment ist gerade einfach zu schön. Ich war schon lange nicht mehr so glücklich wie in diesem Augenblick, vielleicht war ich auch noch nie so glücklich, ich kann mich jedenfalls nicht erinnern. Als sich unsere Lippen irgendwann doch trennen, frage ich dich: „Wieso hat es so lange gedauert, wieso musste es fünf Jahre dauern?“ Du hast mich angegrinst und nur gesagt „Tja, Timing ist eben alles.“


Das musste ich einfach in meinen Jahresplaner schreiben... Es war so ein besonderer Abend :)

22 Kommentare:

elena hat gesagt…

Das ist ne sehr schöne Geschichte und wunderschön geschrieben! :)

Richtig süß! :D

Binchen hat gesagt…

*-* wow, wie süß...
Hat mich richtig berührt, wunderschön geschrieben :)

Alexandra hat gesagt…

wie schön (:

Anonym hat gesagt…

ist echt schön geschrieben :)

Anna hat gesagt…

ich will das outfit von DEM abend gerne sehen! :)

http://the-a-project.blogspot.com

Elli hat gesagt…

traumhafte geschichte.

und ja :) Das Outfit wollen wir alle sehen ;)

Linh hat gesagt…

Kam mir vor als ob ich ein Buch lese. Vorallem das mit dem Timing ist eben alles. Passt total (;

Melly hat gesagt…

Ach wie süß. Dann warst du mit deinem Schatz auch in der selben Klasse sowie es bei meinem Schatz und mir war. ^^

Julia hat gesagt…

Wie süß.. und wirklich toll geschrieben. Natürlich will ich auch DAS Outfit sehen, wenn es denn davon ein Foto gibt (;

goldie.c hat gesagt…

WOW, bin hin und weg... du hast mich echt grad total zum träumen gebracht :)

Vanilla.Taste hat gesagt…

woooow eh *_* willst du vllt Buchautorin werden? ich will bitte wissen wie es weiter geht :D
da könnt ihr euren enkeln ja mal eine schöne Geschichte erzählen :)

freu mich auf den nächsten Teil

<3

Vanilla.Taste hat gesagt…

achsoooo ich hätte vielleicht auch noch den post davor lesen sollen und nicht von der Geschichte so angetan sein :D

ich dachte das fängt jetzt gerade neu an bei dir :D aber irgendwie hatte ich im hinterkopf dass du eigentlich ein freund hattest irgendwie habe ich es total verrafft gerade

*rot werd* ;D

nina hat gesagt…

woow *gänsehaut*

manustar hat gesagt…

ich kenne das gefühl wenn man umarmt wird und merkt, das ist nicht nur ne umarmung. mein herzchen hat mich damals zum abschied auch so umarmt und ich hab gefühlt das das nicht nur eine abschiedsumarmung war! das war vor 9!!! jahren! ich weiß wie du dich an dem abend gefühlt hast-es ist wunderschön, das schönste was ich je erlabt hab! ich liebe ihn!
deine geschichte ist wunderschön und vor allem echt.
süß!

Angie Aquarius hat gesagt…

Was für eine süße Geschichte und ganz toll geschrieben! Ich find deinen Blog einfach toll und find auch deine persönlichen Geschichten super! Also von mir aus gerne Mixen!

xxx aus München
anku

P.S. Ich hab dir einen Blog-Award verliehen:

http://munichstylelover.blogspot.com/2010/07/blogaward.html

Ena hat gesagt…

total süß und richtig schön geschrieben... man kann sich voll reinversetzen...

Liebe grüße

Unknown hat gesagt…

WIRKLICH SCHÖN!!!

Hannah hat gesagt…

Sehr, sehr süße Story :)
Und auch wirklich toll geschrieben!

mademoiselle créative hat gesagt…

Wunderschöner Blog!

Binh hat gesagt…

Süüüüüüüüß *-* Es hat mich beim Lesen so gefesselt.. hach wie schön dass es Liebe gibt :D

Unknown hat gesagt…

SWEET!!
http://lalalalaaaura.blogspot.com/

Sinnesengel hat gesagt…

Du hast echt Talent zu schreiben, meine Süße... Fande die Geschichte richtig toll... Sich zu verlieben ist etwas Wunderbares...