Freitag, 17. August 2012

Helfersyndrom...

Wer mich auf instagram verfolgt, weiß bereits, dass ich einen kleinen Spielgefährten für Tassilo nach Hause geholt habe... Ich weiß noch nicht genau, ob ich Tassilo irgendwann raus lassen möchte, da ich wirklich Angst habe, er könnte sich die gleiche Krankheit einfangen, an welcher mein geliebter Hollywood gestorben ist... Falls ich ihn in den nächsten Monaten nicht rauslassen sollte, könnte die Zeit im Haus natürlich ein bisschen langweilig werden, also beschloss ich, einem zweiten Kater ein schönes Zuhause zu bieten.

Als ich am Dienstag mit Tassilo beim Tierarzt war, damit er die ersten Impfungen bekommen konnte, fiel mir ein Aushang am schwarzen Brett auf. "9 Wochen altes Tigerkätzchen Lucky sucht ein neues Zuhause". 9 Wochen war natürlich noch sehr jung, daher fand ich das eher uninteressant... Dann fiel mir jedoch das Geburtsdatum auf, der Kleine erblickte nur 2 Tage nach Tassilo das Licht der Welt, der Aushang hing wohl schon ein paar Wochen dort... Ich erhoffte mir eigentlich nicht viel dabei, als ich dort anrief, da ich mir dachte, der kleine Kater hätte sicher schon längst ein Zuhause gefunden, kleine Babykätzchen gehen ja immer weg wie "warme Semmeln", wie man so schön sagt. Doch wider meiner Erwartung, war das Kätzchen noch zu haben.

Also vereinbarten wir einen Termin für den nächsten Abend. Ich befürchtete ja schon, dass mit dem Kater etwas nicht stimmen muss, wenn er nach der langen Zeit immer noch niemanden gefunden hatte, der ihn zu Hause aufnehmen wollte. Ich fuhr mit meinem Freund zu der Adresse. Als wir das Haus betraten, sagte die nette Dame gleich, dass wir direkt raus auf den Balkon gehen können, Lucky würde bei dem schönen Wetter gerne draußen sitzen.

Was ich dort vorfand, war ein , für sein Alter, sehr großer, gut genährter Kater, der wohlig in der Sonne lag. Ein Kater, wie aus der Kittekat Werbung, rot-weiß getigert. Er war total hübsch, sah genau wie Tassilo aus, nur eben in rot. Ich konnte gar nicht verstehen, dass ihn niemand haben wollte. "Das ist unser Aristoteles, Luckys Bruder, den möchten wir auch gerne behalten. Lucky sitzt hier drüben, unser kleines Sorgenkind."

Und "hier drüben" saß ein kleines, abgemagertes, tapsiges Kätzchen. "Sorgenkind" war wohl der richtige Ausdruck. Lucky war leider nicht so gut entwickelt wie sein Bruder, ich hätte ihn wohl auf 7-8 Wochen geschätzt, wenn ich es nicht besser gewusst hätte. Da war es auch schon um mich geschehen. Ich wusste, dass ich ihn unbedingt mit nach Hause nehmen und aufpäppeln wollte. So kränklich wie der Kleine aussah, würde er sicher lange kein Zuhause finden.

Die nette Dame sagte uns, dass Lucky erst in den letzten zwei Wochen so stark abgebaut hätte, davor sah er genau so gesund aus, wie sein Bruder Aristoteles. Sie meinte, dass er sehr wenig fressen würde und bald zum Tierarzt müsste. Als sie sagte, dass es ihm schon seit 2 Wochen nicht gut ging, dachte ich mir, dass sie, wenn sie es in den letzten 2 Wochen nicht geschafft hat zum Arzt zu gehen, es sicher auch nicht in den nächsten Tagen schaffen würde. Also sagte ich, dass ich ihn gerne mitnehmen würde um gleich am nächsten Tag zum Tierarzt zu fahren. Wir einigten uns darauf, dass ich sie anrufen würde, sobald ich weiß was mit dem  Kleinen los ist.

Als ich Lucky zu Hause aus seiner Box ließ, kam Tassilo natürlich sofort angerannt und beschnupperte den Kleinen ganz neugierig. Zuerst, war er nicht so begeistert, fauchte Lucky nur an... Doch mit der Zeit, wurden die beiden warm miteinander und fingen an zu spielen. Dass Lucky zur Zeit wohl wenig fressen würde, machte mir etwas Sorgen, also versuchte ich, ihn langsam an den Futternapf heranzuführen. Komischerweise, haute er richtig rein, war total gierig nach dem Futter und fraß sogar noch den Napf von Tassilo leer. Das ließ mich schon mal aufatmen, so würde es doch nicht schwierig sein, Lucky wieder auf die Höhe zu bringen.

Was mir allerdings Sorgen bereitete, war seine Atmung. Nachdem unsere zwei Stubentiger miteinander rumtollten, saß Lucky in der Ecke und bekam nur sehr schlecht Luft, er tat sich sehr schwer und hatte eine richtige Schnappatmung, öffnete sein Mäulchen sehr weit, um nach Luft schnappen zu können. Mein Vater meinte, dass das wahrscheinlich davon kommt, dass er zu schnell gefressen hätte, er dachte, es könnte vielleicht eine Art Schluckauf sein, oder dass er sich übergeben müsste.

Irgendwann beruhigte er sich wieder, und schlief ein. Er schlief die ganze Nacht durch. Als ich morgens um 4 Uhr nach oben kam, da ich kurz wach wurde und nach ihm sehen wollte, saß er immer noch auf dem Platz, auf dem er eingeschlafen war, und wollte sofort etwas fressen, als er mich sah. Ich ließ ihn fressen und ging wieder ins Bett.

Als ich dann 3 Stunden später aufstehen musste, saßen Lucky und Tassilo schon vor der Tür, und streckten ihre Köpfchen in mein Zimmer - das war so niedlich, ihr könnt es euch nicht vorstellen! Die beiden spielten wieder und verstanden sich wohl wirklich gut.

Um sicher zu gehen, dass Lucky nicht ernsthaft krank war, vereinbarte ich gleich einen Termin in der Tierarztpraxis, ich konnte gestern Abend direkt nach der Arbeit hinfahren. Ich rechnete mit nichts schlimmen, dachte, dass er vielleicht schlecht Luft bekam, weil seine Nase verschleimt war oder ähnliches, da er mir sonst wie ein ganz normales Kätzchen vorkam. Er schmuste, schnurrte und spielte, da konnte es ihm ja nicht sonderlich schlecht gehen.

Die Ärztin hörte ihn ab und schaute schon etwas besorgt, was mich natürlich wieder beunruhigte. Sie sagte, dass sie auf der linken Seite keinen Herzschlag hören kann, was sehr ungewöhnlich war, da das Herz bei Katzen, genau wie bei Menschen, eher auf der Linken Seite liegt. Sie äußerte ihren Verdacht auf FIP, was mir schon fast das Herz stehen bleiben ließ. Ich hatte schon vieles zu dieser Krankheit gelesen und wusste, wie ansteckend sie war, Tassilo wäre somit auch gefährdet gewesen. Um sicher zu sein, machte sie ein Röntgenbild.

Als wir uns das Röntgenbild anschauten, sah man schon auf den ersten Blick, dass dort etwas nicht stimmte... die untere Körperhälfte war komplett schwarz, das konnte nicht normal sein. "Es ist nicht das, was ich befürchtet hatte, aber genauso schlimm. Wenn nicht noch schlimmer." Sie erklärte uns, dass die untere Körperhälfte schwarz war, da sich all seine Organe im Brustkorb befanden. Er hatte ein Loch im Zwerchfell, Wasser in der Lunge und sein Darm als auch sein Herz drückten ihm auf die Lungenflügel, deshalb bekam er so schlecht Luft, wahrscheinlich hatte er das schon von Geburt an. Diese Worte ließen mir den Atem stocken, denn ich wusste, worauf das hinaus lief, und schon liefen mir die Tränen über das Gesicht. Es war wie ein Deja Vu...

"Man könnte versuchen ihn zu operieren, jedoch sieht die Prognose bei so einem kleinen Tier so schlecht aus, dass ich Ihnen davon abraten möchte. Das wäre eine einzige Tortur für den Kleinen und die Chance dass er es schafft ist sehr sehr niedrig. Das beste wäre, ihn sofort einzuschläfern, da er sich sonst nur unnötig quälen und am Ende ersticken würde." Es war alles so schrecklich... er tat mir so unendlich leid, hatte er doch noch gar nichts von seinem kurzen Leben gehabt. Ich hatte nun die undankbare Aufgabe, seine Vorbesitzerin anzurufen und sie über alles aufzuklären. Ich wollte, dass sie vorbei kommt um bei ihm sein zu können, da ich es besser fand, wenn Lucky in ein bekanntes Gesicht schauen würde, bevor er seine Augen für immer schließen würde...

Ich rief sie unter Tränen an, ich kann in solchen Situationen einfach nicht stark bleiben... wir einigten uns darauf, dass ich Lucky erstmal wieder zu ihr nach Hause bringe, damit sie sich von ihm und er sich von seinen Geschwistern verabschieden, und noch ein paar schöne Stunden haben könnte...

Wir konnten nicht glauben, dass es wirklich so schlecht um ihn stand. Sobald er wieder in seinem alten Zuhause angekommen war, fing er an zu schnurren, lief zu seinen Geschwistern und danach direkt zu seinem Futternapf, er schien glücklich zu sein. Aber Röntgenbilder lügen nicht, ich hatte es ja mit meinen eigenen Augen gesehen. Ich denke es war richtig, ihn zurück zu seiner Familie zu bringen, ich war einfach nicht seine Bezugsperson... Wie auch, in gerade mal 24 Stunden... Ich habe zwar keine Bindung zu ihm, trotzdem geht mir das sehr nah

Ich fühle mich so komisch... Ich befürchte, dass sie ihn nicht einschläfern lässt. Sie betonte immer wieder, dass sie ihn am liebsten einfach hier behalten möchte, sodass er noch ein paar schöne Tage haben kann. Selbst ihr Sohn, den ich auf gerade mal 7 Jahre schätze, war einsichtiger als sie und sagte "Aber Mama, stell dir mal vor, Lucky liegt dann plötzlich da und ist tot." Ich sagte ihr mehrmals, dass er ohne Euthanasie qualvoll ersticken wird und sie sich hinterher große Vorwürfe machen wird, wenn sie es wirklich so weit kommen lässt. So schwer es auch ist, ein geliebtes Tier auf seinem letzen Weg zu begleiten, ich habe es ja leider schon selbst erleben müssen...

Als ich heute Morgen beim Tierarzt anrief, um nochmal nachzufragen ob Frau S., Luckys Katzenmama, sich schon gemeldet hätte, sagte mir die Arzthelferin, dass sie gestern noch in der Praxis anrief und die Ärztin eindringlich mit ihr geredet hätte... Ich hoffe, die Ärztin konnte sie überzeugen... So einem armen süßen Kätzchen, sollte ein qualvoller Tod erspart bleiben...

Ich hoffe sehr, dass ich das richtige getan habe und wünsche dir, dass du einen schmerzfreien Weg über die Regenbogenbrücke finden wirst, kleiner Lucky... 






14 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das ist wirklich traurig und furchtbar :( Tut mir so leid!Armer Lucky.. Aber du hast auf jeden Fall das Richitge getan. Mehr konntest du nicht tun.

Jenny hat gesagt…

meine güte, das ist ja schrecklich! das arme kleine baby :( das tut mir echt leid für dich und so ein süßer. mensch... traurig, was so kleine geschöpfe alles ertragen müssen :(
ich hab auch drei katzen gehabt und im mai ist meine kleine an nierenversagen gestorben mit nichtmal 6 jahren!! ich hab den beitrag zu deinem hollywood auch gelesen und musste weinen, weil ich das alles so nachempfinden konnte.. meine kleine katze war leider nur 2 jahre bei uns und ihr bruder hat aber auch einen spielgefährten bekommen (haben ihn vom tierschutz), so dass er nicht alleine ist, da wir die kater hier nicht rauslassen können..

Dorina hat gesagt…

Das tut mir so leid... Ich hoffe die Besitzerin von Lucky entscheidet sich richtig!

who the fuck is N.? hat gesagt…

der ist aber süß :))

Sarah hat gesagt…

das war wirklich sehr nett von dir soviel zeit und mühe zu opfern ich hoffe die besitzerin ist nicht so blöd und lässt sie sich quälen :(

Anonym hat gesagt…

oh nein :( ich weiß nicht, ob dich das jetzt tröstet, aber ich glaube fest daran, dass alle tiere in den himmel kommen!

Anonym hat gesagt…

:/ ich hoffe nur das beste!

Unknown hat gesagt…

Das tut mir wirklich leid, dass du im Moment so viel durchmachen musst :(

Lena

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Sabrina ♥ Chérie hat gesagt…

Oh nein das ist wirklich mega traurig -.- Ich hatte ab der Stelle mit der Ärztin echt Tränen in den Augen... und dann das Bild am Ende ... das tut mir echt Leid für den Kleinen ... finde es aber toll, dass du dich da so reingehängt hast. Bist ne echt Liebe und Gute :)


xoxo * C'est la vie, chérie *

Anonym hat gesagt…

oh nein :-(
aber finde es super , wie du dich gekümmert hast :**

Jessy hat gesagt…

Ich hatte mich grade schon so gefreut das du einen Spielkameraden für Tassilo gefunden hast, weil ich weiß das auch mein Jack oft allein ist und bestimmt einen Spielgefährten haben möchte. Und dann sowas :( mir sind richtig die Tränen gekommen. Der Arme Kerl :( das hört sich richtig schlimm an was er da hat und man fühlt richtig mit :(. Ich kann auch verstehn das du Tassilo nicht raus lassen möchtest. Das geht mir bei Jack genauso. Ich hab zu große Angst das ihm was passiert, auch weil er mein erstes Kätzchen ist. Meine Mutter ist da jedoch anderer Meinung. Sie sagt das Jack raus soll weil das seine Natur ist, er hat ja schließlich auf einem Bauernhof das Licht der Welt erblickt. Ich fahre jetzt eine Woche in den Urlaub und vermisse den kleinen jetzt schon :(( Ich hoffe wirklich das,dass Frau S. den armen Lucky sein Leben erleichtert, so traurig es auch ist :( Und für dich und Tassilo wünsch ich weiterhin Gesundheit und Glück (:
Liebe Grüße
Jessy

Rena hat gesagt…

Mir kommen die Tränen, wenn ich das lese.
Meine Kira hatte leider auch in jungen Jahren einen Tumor, der auf ihre Lunge drückte. Ich musste meine geliebte Katze daher auch einschläfern lassen, um ihr weitere Qualen zu ersparen.

Diese Entscheidung tut zwar im ersten Moment weh, letztendlich ist es aber das Beste, was man für das geliebte Tier noch tun kann.

Anonym hat gesagt…

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Anonym hat gesagt…

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